heiko Moderator
Anmeldungsdatum: 29.07.2003 Beiträge: 290
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Verfasst am: 23.12.04, 11:30 Titel: was tiere vermögen zutun |
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von Hella Unruh
Aloha - willkommen, ich liebe dich, adieu…
(Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte)
Nein, die Geschichte, die ich erzählen will, hat sich nicht auf Hawaii zugetragen, sondern hier, mitten unter uns.
Aloha – so heißt die Hündin, um die es hier geht, eine besonders sanfte, anschmiegsame Hündin. Sie hat eigentlich nichts Bedeutendes gelernt, zumindest nicht im Sinne zackigen Hundesports, denn sie hat weder einhundert Punkte gesucht, noch einhundert Punkte in der Unterordnung zusammengetragen, und auch im Schutzdienst hat sie nie einen pokalverdächtigen Eindruck gemacht. Dennoch zeichnet sie eines ganz besonders aus, nämlich ihre Liebe zu allen Menschen.
Eines Tages las ich in der Zeitung von dem Verein „Tiere helfen Menschen“, der auch hier bei uns Fuß gefasst hatte. Hundebesitzer wurden gesucht, die bereit waren, in Pflege- und Altersheimen alte und kranke Menschen zu besuchen und ihnen mit dem Kontakt zum Hund eine Brücke zu bauen aus ihrer Einsamkeit.
Ich dachte, das wäre die richtige Aufgabe für Aloha und meldete uns zur Teilnahme an. Nach einem Vorbereitungsabend wurden wir für ein bestimmtes Seniorenheim eingeteilt, und zur vereinbarten Zeit haben wir zwei uns dort eingefunden. Ein bisschen unsicher war ich schon, das muss ich zugeben; es war eben doch etwas total Neues auch für mich. Aber die Unsicherheit verflog schnell, als wir in die Runde alter Menschen kamen, obwohl einige völlig in sich gekehrt waren und gar keine Notiz von uns nahmen. Ich gab Aloha ein Zeichen, dass sie reihum gehen und alle begrüßen sollte. Das begriff sie auch gleich. Sie lief zu jedem der alten Menschen, setzte die Pfoten auf ihre Knie, schaute sie an und sprang weiter zum nächsten. Viele haben das gar nicht mitbekommen und nur wenige wurden aufmerksam auf dieses neue Wesen.
Dann plötzlich war Aloha verschwunden. Sie hatte in einem Korridor eine offene Tür entdeckt und war in ein Zimmer gelangt, wo eine alte Frau in ihrem Rollstuhl saß. Sie war sehr hilflos und einsam und hatte es strikt abgelehnt, an der „Hundegruppe“ teilzunehmen. Ihre Hände waren krampfartig ineinander verschlossen, und so ähnlich war ihr ganzes Wesen – starr, teilnahmslos, verkapselt. Das alles hat Aloha nicht interessiert. Sie fand die alte Dame wundervoll, legte ihre Pfote auf ihre Knie und leckte ihre verkrampften Hände. Dann kam sie wieder zur Gruppe zurück.
Dieser kleine Vorfall aber hatte genügt, die alte Frau aus ihrer Erstarrung erwachen zu lassen. Sie bat die Pflegerin, die dabei gestanden und alles beobachtet hatte, sie doch noch zu den anderen zu bringen. Wieder kam Aloha auf ihre Knie und legte den Kopf auf ihre Hände. Und dann geschah etwas, was uns alle tief bewegt hat: die eiskalten erstarrten Hände entkrampften sich langsam, tasteten nach dem Hundekopf, fühlten das warme Fell. Die Hände begannen leise zu streicheln, und das alte steinerne Gesicht löste sich zu einem unbeschreiblich glücklichen Lächeln.
Mit diesem Lächeln fand man sie am nächsten Morgen – sie hatte ihren Frieden gefunden.
Wir wünschen allen eine gesegnete Weihnacht.
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