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Bakhtiari Neuer Besucher
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 21
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Verfasst am: 06.10.04, 00:25 Titel: Spiel-, Lern- und Kuschelfreudigkeit Eurer NWKs? |
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Hallo,
wie ich ja unter http://www.forum.alpakastall.com/phpbb/topic,807.html schon geschrieben habe, finde ich ja eigentlich Altweltkameliden am spannensten. Habe aber auch u.a. durch Sites wie diese hier ein wachsendes Interesse an Lamas und Alpakas bekommen.
Ich hatte ja eine Zeitlang vor Jahren meine Spielfreundschaft mit einem kleinem Dromedar, kein Baby mehr, aber auch noch lange nicht ausgewachsen. Dazu habe ich durch Bücher, Websites und Online-Videos gelernt, dass es unter Altweltkameliden öfters Individuen gibt, die:
-viel Aufmerksamkeit, Neugier und Anteilnahme für das besitzen, was ihr Mensch gerade in ihrer Nähe macht.
-viel Cleverness und smartes Verhalten darin besitzen, Leckerlis zu ergaunern.
-sich gerne und auch lang von Kindern/Erwachsenen streicheln und kraulen lassen.
-gerne mit ihren Menschen Spiele entwickeln, und diese mit ihnen spielen.
-eifersüchtig gegenüber ihren Artgenossen sind, wenn es um Leckerlis/Aufmerksamkeit von ihrem Menschen geht, selbst wenn das jeweilige Leckerli en masse in den Sträuchern vor ihrer Nase wächst.
-sehr rasch lernen, was ihr Mensch ihnen beibringt.
-gerne mit ihrem Menschen Körpernähe in Form von Gesicht an/neben Gesicht haben.
Hier im Forum habe ich gelernt, dass man z.B. Alpakas niemals in so etwas wie in einen Streichelzoo einquartieren sollte, weil sie lieber ihre Ruhe haben wollen. Andererseits las ich auch von Therapie und Trekking mit Kindern und Erwachsenen zusammen mit NWK´s. Tätigkeiten, wo die Tiere sicher auch viel gestreichelt und angefaßt, wo sie einen engen Umgang mit Menschen haben.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit Euren Lamas und Alpakas gemacht, bezüglich der Verhaltensweisen, die ich hier beschrieben habe? |
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Heike ModeratorIn
Anmeldungsdatum: 30.07.2003 Beiträge: 366 Wohnort: Kreis Höxter
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Verfasst am: 06.10.04, 05:46 Titel: |
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Hallo Bakhtiari,
ich kann Dir nur über meine Erfahrungen mit Lamas berichten, Alpakas haben wir nicht.
• Alle sind sehr aufmerksam und neugierig, zeigen Interesse dafür, was wir gerade in der Nähe machen. Sie kommen näher und betrachten die Dinge um sich herum, solange es interessant für sie ist, wenn sie genug gesehen haben, gehen sie aber auch wieder grasen!
• Leckerlis geben wir nicht, außer wenn wir mit ihnen trainieren oder nach einer Wanderung oder einer Therapiestunde. Sie sollen nicht wegen der Lekkerlis ständig an uns kleben und so gefräßig sein, das ist ziemlich lästig, wenn ich da so an unsere Ziegen denke…
Außerdem werden unsere Wallache auch in der Therapie mit sehr ängstlichen
Menschen eingesetzt und für sie wäre es ein Horror, wenn die Lamas gleich
auf sie zugestürzt kämen weil sie denken „ Mensch=Lekkerli“
Es ist auch viel schöner wenn man weiß, die Tiere kommen zu Einem weil sie ein
echtes Interesse an Dir haben und nicht nur wegen des Futters….
• Wenn es jedoch Lekkerlis zur Belohnung gibt und wir mehrere Tiere dabei haben,
finde ich nicht ihr Verhalten clever, sondern WIR müssen clever sein, d.h.: immer schön die Rangordnung beachten und dem Chef zuerst geben, dann riskiert man niemals ein Anspucken!
• Streicheln lassen sich unsere Lamas unterschiedlich gern, der Eine mehr, der Andere
Weniger. Wenn sie es mögen, können sie es aber richtig geniessen, besonders am Hals und auf dem Rücken. Wenn sie es nicht mögen ( so einen Kandidaten haben wir auch), sollte man es lassen, sie kriegen dann auch die Streßfalte unter dem Auge.
• Was meinst Du mit Spielen? Also unsere Lamas laufen nicht hinter einem Ball her oder Ähnliches, sind aber immer interessiert an Abwechslungen, also Wanderungen, Training im Parcours, neue Hindernisse oder andere Hindernis-Abfolge usw. Das machen sie mit uns total gerne und man muß ja auch bedenken, dass unsere Tiere hier in Europa viel weniger Weidegründe und somit Abwechslung haben als in ihren Ursprungsländern, da wird der Alltag auch schnell langweilig, wenn sie nur herumstehen.
• Einige Lamas sind eifersüchtig, andere nicht. Einer unserer Wallache kann es nicht gut haben, wenn nicht mit ihm gearbeitet wird, also ein Artgenosse am Halfter ist und er muß zuschauen. Ganz aufgeregt läuft er dann am Zaun hin und her und sollte der „Gehalfterte“ zu nahe kommen, wird auch gespuckt. Den Anderen ist das wurscht, sie schauen gelassen zu. Geben wir bei Wanderungen mal Blätter, die in der Tat vor Aller Nasen hängen, müssen wir auch die Rangordnung beachten: erst der Chef, dann die Anderen!
• Das eine Lama lernt schneller, das Andere braucht etwas länger. Ist wie bei den Menschen! Aber grundsätzlich lernen KÖNNEN sie alle!!
• Mit „ihrem“ Menschen haben unsere Lamas gerne Gesichtkontakt, wenn SIE es wollen. Wir können nicht hingehen und diesen Kontakt einfordern, wenn sie gerade NICHT in Stimmung sind, drehen sie sich auch weg! Aber wenn sie in Stimmung sind, pusten und riechen sie besonders gerne am Kopf und im Gesichtbereich. Und diese Geste ist dann immer etwas Schönes und Besonderes, eben weil sie nicht eingefordert werden kann und so intensiv vom Lama ausgeht!
Gruß von Heike |
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Bakhtiari Neuer Besucher
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 21
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Verfasst am: 07.10.04, 00:00 Titel: |
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Hallo Heike,
vielen Dank für Deine netten und ausführlichen Antworten. Es muss wunderbar sein, täglich Umgang mit diesen faszinierenden Tieren zu haben. Interessant, und auch schön zu sehen, wieviel Gemeinsamkeiten im Verhalten gegenüber Menschen die Alt- und Neuweltkameliden wohl auch haben.
Mit Spielen meinte ich z.B. so etwas wie:
-mit dem kleinen Dromedar damals hat sich nach Tagen so eine Art Spiel eingebürgert, dass ich mich mit dem Rücken an sie lehnte, mich sonnte, und entspannt meinen Kopf gegen ihren Höcker lehnte. Sehr flauschig und gemütlich... Das kleine Mädchen versuchte dann mich "einzufangen" und festzuhalten, indem es blitzschnell seinen langen Hals um meinen Bauch/Brust legte, sich mit der Nase quasi am Po berührte. Ich versuchte, dann immer schnell vorher nach unten oder nach hinten zu entwischen, obwohl es eigentlich sehr angenehm und lustig war, von diesem lieben Dromedar-Teenie so "eingefangen" zu sein. Dieses "Geschicklichkeitsspiel" hat sich dann täglich so eingebürgert.
Wenn mir irgendwelche Spiele generell zu seltsam wurden, so reichte immer ein deutliches Nein zusammen mit einer klaren Geste, was aber nur ganz selten wirklich nötig war.
-Robyn Davidson beschreibt in ihrem Buch "Spuren" (sehr empfehlenswert) auch, wie ihre Kamele untereinander, und auch mit ihr spielten, tobten und herumtollten.
-auf der Site http://www.camelphotos.com/ gibt es u.a. Bilder, Geschichten und Videoclips über den Trampeltier/Dromedar-Mischling Gobi, welcher gerne Campingequipment "aufräumt", welcher Gegenstände wie ein Kinderplanschbecken, eine alte Matratze oder einen Wasserschlauch als Spielzeug betrachtet. (Nebenbei gesagt, gibt es dort auch unter "Camel training" Links zu Videoclips mit Philip Gee. Anscheinend ist er so eine Art australischer "Kamelflüsterer". Interessant und lustig-simpel, ist zum Beispiel das Video, wo er zeigt, wie man einem Dromedar beibringt, dass es sich hinsetzen soll, indem er das Kamel einfach mit einem langem, glatten Ast, welcher am Ende ein paar Blätter hat, unter dem Bauch kitzelt. )
Ich habe bei weitem nicht alles in diesem Forum hier gelesen, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass Lamas wohl zu Aktivitäten, wo Menschenhände sie öfters berühren (Trekking, Kinderevents, Therapie) häufiger eingesetzt werden als Alpakas. Vielleicht hat das ja auch damit zu tun, dass Lamas über Jahrtausende auch als Karawanentier, als "LKW der Anden" gezüchtet wurden, dass sie es seit Generationen gewohnt sind, dass an ihnen - zum Beispiel beim Aufpacken - "herumgezupft" wird, und dass Alpakas historisch eher als Woll-Lieferant gezüchtet wurden. Bitte nicht mißverstehen, soll keine Herabsetzung der Alpakas sein. Jedes Individuum hat seine eigenen Neigungen und Talente, und Trampeltier, Dromedar, Lama oder Alpaka sind für mich alles generell intelligente und sehr, sehr liebenswerte und faszinierende Tiere.
Würde mich auch freuen, wenn Alpaka-Halter etwas zu meinen Fragen in diesem Thread sagen könnten.
Nochmals vielen Dank & Liebe Grüße,
Bakhtiari |
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INTI Mega Stammgast
Anmeldungsdatum: 11.03.2004 Beiträge: 1613 Wohnort: Königsmoor
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Verfasst am: 07.10.04, 13:25 Titel: |
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Hallo Bakhtiari!
Also unsere Alpakas spielen normalerweise nur unter sich. Manchmal scheuchen sie die Hühner vor sich her oder erschrecken den Kater und das sieht sehr nach Absicht aus..., aber normalerweise haben unsere Tiere keine Zeit für Spielchen, sie müssen nähmlich ganz dringend immer fressen, dann noch fressen, zwischendurch ein Schläfchen halten und dann wieder fressen! Das einzige Spiel, das sie wirklich zuverlässig regelmäßig spielen - und mit Sicherheit auch nur deshalb, weil sie mir meinen alltäglichen Adrenalinschock nicht vorenthalten wollen - dieses Spiel heißt: Totes Alpaka!
Dazu stellt man sich einfach mausetot und wartet, bis Herrchen oder Frauchen doch so irritiert sind, dass sie auf die Wiese kommen um nachzusehen. Da wartet man dann, bis sie ganz nah dran sind, und dann -aber wirklich erst dann - fängt man wieder zu atmen an, kann aufspringen und muß dann natürlich ganz dringend wieder was fressen gehen.
Ansonsten spielen natürlich die Fohlen übermütigst mit sich und allen anderen, manchmal wie kleine Kätzchen mit den Blättern im Wind, oder die Großen werden ordentlich geärgert, aber die lassen den Fohlen normalerweise die Narrenfreiheit.
Vielleicht mag man es auch als Spiel ansehen, wenn sie Hindernisse laufen oder Spazierengehen, aber ich glaube, dass das eher Interesse bei ihnen ist, weil es mal was anderes als der Alltagstrott ist.
Das mit dem Zitat: | Lamas über Jahrtausende auch als Karawanentier, als "LKW der Anden" gezüchtet wurden, dass sie es seit Generationen gewohnt sind, dass an ihnen - zum Beispiel beim Aufpacken - "herumgezupft" wird, und dass Alpakas historisch eher als Woll-Lieferant gezüchtet | , ist so eine Sache, denn wenn sich daraus die Umgänglichkeit von Lamas und Alpakas ableiten ließe, wie kommt es dann, dass auch Alpakas so gut Hindernisse laufen? Ich glaube einfach, dass diese Aussage oft dazu mißbraucht wird, eine Ausrede zu haben, wieso Alpakas nicht halfterführig verkauft werden. Mit Lamas hat man da beim Verkauf schon größere Probleme, weil die Tiere selber größer sind. Lernen können Alpakas alles, was Lamas auch können, auch Packsättel tragen.
Grüße Martina _________________ www.Inti-Alpakas-Lamas.de
...denn sie spucken doch... |
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Bakhtiari Neuer Besucher
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 21
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Verfasst am: 07.10.04, 21:56 Titel: |
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Hallo Martina,
vielen Dank auch für Deine Schilderungen über das Verhalten Deiner Alpakas. War informativ und schön zu lesen.
INTI hat folgendes geschrieben:: |
Das mit dem Zitat: | Lamas über Jahrtausende auch als Karawanentier, als "LKW der Anden" gezüchtet wurden, dass sie es seit Generationen gewohnt sind, dass an ihnen - zum Beispiel beim Aufpacken - "herumgezupft" wird, und dass Alpakas historisch eher als Woll-Lieferant gezüchtet | , ist so eine Sache, denn wenn sich daraus die Umgänglichkeit von Lamas und Alpakas ableiten ließe, wie kommt es dann, dass auch Alpakas so gut Hindernisse laufen? Ich glaube einfach, dass diese Aussage oft dazu mißbraucht wird, eine Ausrede zu haben, wieso Alpakas nicht halfterführig verkauft werden. Mit Lamas hat man da beim Verkauf schon größere Probleme, weil die Tiere selber größer sind. Lernen können Alpakas alles, was Lamas auch können, auch Packsättel tragen. |
Es werden ja oft Tierindividuen Kollektiveigenschaften zugeschrieben, die dann rassehistorisch begründet werden, und es werden auch oft bestimmte Mythen da mit reingewoben. Sicher kommt es auch oft vor, dass ein klares Kalkül dahinter steckt.
Eine schöne Geschichte, wo ein Tier mit den ihm zugeschriebenen, oberflächlichen Rasse-Eigenschaften gebrochen hat, war ja vor kurzem das nächtliche Überwachungsvideo aus einem englischen Tierheim, im TV ausgestrahlt. Ein Hund, dessen Rasse die etablierte Wissenschaft und Experten als "weniger intelligent" bezeichnen, guckte sich vom Personal ab, wie der Mechanismus zum Verschließen seiner Box funktioniert. Nachts öffnete er dann seinen Käfig von innen, sprang heraus, und ging zu den Käfigen der anderen Hunde, um sie auch freizulassen. Dann rannte er mit den anderen Hunden in einen Raum, wo Vorräte gelagert wurden, um dort eine Freßparty zu feiern.
Es kommt immer auf das Individuum mit seiner eigenen Persönlichkeit, seinem eigenem Charakter, seinen eigenen Bedürfnissen und Talenten an.
Wenn man etwas über Tiere erfahren möchte, so sind die Infos und Websites von Leuten wie Euch, die sich intensiv mit ihren Tieren beschäftigen, erheblich wertvoller für mich als irgendwelche 08/15 Beschreibungen und Zuschreibungen anderswo.
Dromedare haben ja auch oft noch den Ruf, störrische, dumme, fiese, gefährliche und übellaunige Biester zu sein, was meistens damit zu tun hat, dass Menschen sie dazu gemacht haben, sie mißhandelt haben (von einem rolligen Bullen mal abgesehen, mit denen ist in dieser Phase an sich nicht gut Kirschen essen...).
Sicher haben Alpakas dieselben Potentiale und intelligenten Fähigkeiten und Talente wie Lamas (das sind Eure eindeutigen Erfahrungen), und insofern kann ich mir schon vorstellen, dass man Alpakas hier und da auf die Schublade "Woll-Lieferant" reduziert, und eher das dahintersteckt, was Du beschrieben hast.
Liebe Grüße,
Bakhtiari |
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