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Irene Gast
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Verfasst am: 01.02.04, 08:59 Titel: Alpakas als Hobby |
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Hallo Alpaka-Leute
Ich habe all die ellenlangen Berichte geduldig gelesen.
Ich habe mir sonst abgewöhnt, ins Forum zu schreiben, aber jetzt ist es doch einmal an der Zeit, für ALLE LIEBHABER von Alpakas mal ein paar Gedanken zu hinterlegen.
Ich halte, züchte, bewundere seit mehr als 15 Jahren Alpakas und führe ganz genau Buch über deren "Wirtschaftlichkeit". Aber auf Fragen, warum ich Alpakas halte, antworte ich immer: "aus Freude am Tier, aus Liebhaberei, das ist ein Hobby, das sich selber finanziert". Ich finde es herablassend und beleidigend, die als Hobbytiere gehaltenen Alpakas dauernd als Rasenmäher zu degradieren. Auch habe ich ein etwas anderes Zuchtziel als nur viel Haare auf die Tiere zu züchten, aber auch das belebt den Markt, es gibt auch viele Interessenten, denen ein umgängliches Wesen z.B. wichtiger ist als absolut viel Wolle. Man kann mit Alpakas nämlich auch viel mehr "machen" als nur einmal jährlich scheren (abgesehen von der restlichen Pflege)!! Aber wenn man viele hat, da fehlt einem oft die Zeit z.B. für Spaziergänge mit ihnen. Ich hoffe, Euch ist bewusst, dass die Tiere auch auf riesigen Weiden eigentlich landschaftlich wenig Abwechslung haben und dass auch Alpakas es lieben, durch einen Wald und durch fremdes Gelände zu wandern? Ich möchte nicht sagen, dass Alpakas das brauchen, um zufrieden leben zu können, ich möchte nur Alternativen zum "Rasenmähen" aufzeigen. Richtig, in Peru geht auch niemand mit ihnen "spazieren"! Aber ich habe gesehen, wie die Hirten mit ihren Herden am Morgen losziehen und erst am Abend wieder zurückkehren - die kommen weit herum (sicher mit einem anderen Hintergrund, sie müssen ja das Gras zusammensuchen) - aber trotzdem ein absolut bezaubernder Anblick!
Und was machen denn eigentlich Zuchttiere mehr als "Rasenmähen"? (vom Tier aus gesehen) Die dürfen einmal jährlich zum Hengst und dann ein Fohlen kriegen. Na ja...
Hobbyhalter können doch auch Hobbytiere züchten, und da ja beim Screening in der Bewertung 50-70% die Wolle ausmacht (je nach Land), gibt es doch auch unter sog. Hobbytieren absolut korrekte, gesunde, hübsche, freundliche, umgängliche, wesensfeste Tiere, gegen deren Weiterzucht doch absolut nichts spricht!!! Es haben ja nicht alle als oberstes Zuchtziel die Wollproduktion. Da bitte ich doch um etwas mehr Toleranz, diese Tiere nicht immer als schlecht abzustemplen! Bei den meisten Alpakas, welche das Screening nicht bestehen, ist doch die Wolle "schuld" - aber oft ist das restliche Tier absolut korrekt (vielleicht hat es sogar noch korrekte Zahnstellung)
Auch im AZVD sind einige Tiere eingetragen, die würden ein Screening nie bestehen - okay, irgendwie muss man anfangen, und diese Tiere sterben ja irgendwann. Aber deren Nachzucht ist ja auch ungescreent drin, und da sollte man schon nicht so über alle anderen ungescreenten Tiere herziehen. Das widerspricht sich irgendwie ein bisschen.
Auch ich habe klein angefangen, hatte kein Geld, um 50 Stuten zu kaufen. Leider ist meine Herde langsam gewachsen, es kamen viele Hengstli auf die Welt, Stuten brachten nicht jedes Jahr ein Fohlen, auch Unfälle und Todesfälle kommen vor, wie bei jeder Tierart. Nach 10 Jahren war ich soweit, dass ich eine Herde von 10 Stuten hatte, und diese waren amortisiert, das heisst, ALLE getätigten Unkosten waren abbezahlt (auch Zaun, Unterstand usw.) Bei einer Wirtschaftlichkeitsrechnung darf man die Tiere nicht mehr gratis pflegen und versorgen, da muss auch ein Stundenlohn eingerechnet werden, sonst ist das nicht echt. Ich hatte mich immer bemüht, meine Wolle REIN verarbeitet "an den Mann zu bringen", ich kann da auch mit viel Aufwand einen vernünftigen Gewinn erwirtschaften, aber bei unseren Futterkosten kann ich damit nicht einmal das Heu bezahlen, welches das Alpaka frisst! (Ertrag: 3 kg Wolle à Fr. 50.-gegen Fr. 200.- Heu). Dann brauche ich aber noch Zusatzfutter, Mineralsalze, Weideplatz (habe ich keinen Eigenen, muss ich mieten), Unterstand (Miete), Wurmkuren, Impfungen, Tierarztkosten, Amortisation Zaunmaterial (muss ja immer wieder mal was ersetzt werden) - und nicht zu vergessen: Amortisation der Zuchttiere, denn wenn die mit 20 Jahren sterben, möchte ich sie ja ersetzen können, und dann noch der Lohn für die Pflege (auch misten)..... Ja, diese Unkosten kann ich über den Verkauf von Nachzucht erwirtschaften.
Aber sind meine Alpakas deshalb "NUR" Rasenmäher???
Ich liebe meine Alpaks heiss, würde sie für nichts auf der Welt tauschen, habe mich zu einem richtigen Fanatiker entwickelt (werde von meine Freunden manchmal belächelt " du und deine Alpis..."). Wie oft bin ich einfach draussen, beobachte meine Herde. Jetzt sinds 20 Stuten - aber noch nicht amortisiert - aber dafür alles Meine! Ich weiss, man kann sich mit grossen Züchtern zusammentun, dann hat man eine grosse Herde auf dem Hof, und man "verdient" am Verkauf deren Tiere (Provision). Da frag ich mich nur, WER da wirklich verdient. Aber das nur nebenbei.
Oft habe ich Besucher, die kommen auch wegen den Alpakas, lassen sich von der Ruhe bezaubern, welche diese aussergewöhnlichen Wesen ausstrahlen... Mütter mit ihren Fohlen - was gibt es Faszinierenderes? Mein Rasenmäher hat mich jedenfalls noch nie verzücken können, obwohl ich glücklicherweise eingestehen kann, dass er nicht mehr so oft zum Einsatz kommt, da ich an allen machbaren Orten die Alpakas das Gras fressen lasse, nur sinnigerweise nicht in der Nähe von Rosenbüschen oder Beerensträuchen!
Ich kenne nur eine Alpaklazüchterin, die hatte sich innert kürzester Zeit (1 Jahr) in Europa ein Auskommen aus dem Erlös mit Alpakaprodukten aus ihrer eigenen Wolle aufgebaut! Sie brauchte nicht länger als ein Jahr dazu, produzierte gute Produkte (d.h. liess produzieren), verkaufte diese zu guten Preisen an Boutique's. Aber der Aufwand, den sie betrieb, war immens! Und ich kenne viele Alpakazüchter/-innen, die seit 2, 3, 4 und mehr Jahren Tiere halten (züchten, importieren, Tiere im Auftrag verkaufen....) - aber ich höre nur immer: irgendwann werden wir auch mit der Wolle gute Verdienste machen, wir arbeiten daran... aber wirklich was verdient damit (nach Abrechnung der Unkosten der Tiere) - hab ich offenbar noch nicht kennengelernt!
Zu meiner Beruhigung kann ich sagen, dass ich viel mehr Alpakabesitzer kenne, welche einfach so überglücklich sind mit ihren Tieren als solche, die vom Gewinn damit träumen.
Ich möchte auf keinen Fall nun diejenigen missen, die sich für eine sinnvolle Vermarktung der Wolle engagieren - ich finde das super, und für jede Neuentwicklung braucht es Zugpferdchen. Und dass diese dann vielleicht einmal bessere Positionen im Markt einnehmen können, ist doch auch legal, all die Mitschwimmer, die dann auch einmal davon profitieren können, sind bestimmt zufrieden, einen einigermassen vernünftigen Erlös aus ihrer Wolle erwirtschaften zu können. Auch ich finde die jetzige Verwertung unter Beimischung von Schafwolle nicht gut, da horte ich meine Wolle lieber!
Und übrigens, Ihr lieben Woll-Alpaka-Produzenten: macht bitte die Lamawolle nicht immer so schlecht, es gibt auch Woolys unter 20 Micron!!
Bitte betrachtet diesen Beitrag als einmaliges Statement, ich werde mich zu diesem Thema nicht mehr äussern!
Wünsche ALLEN viel Freude mit Alpakas und/oder Lamas
Irene www.alpaka.ch |
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Michael Moderator
Anmeldungsdatum: 30.07.2003 Beiträge: 701 Wohnort: Hettenleidelheim
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Verfasst am: 01.02.04, 13:48 Titel: |
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Hallo Irene,
danke für deinen beitrag.ich denke das er ein ganz anderes gewicht hat,
als die beiträge die ich oder auch heike schreiben.du bist, das darf ich wohl
sagen, eine anerkannte fachfrau, die auch auf praktische erfahrungen verweisen kann.
@hartwig du fragtest ilse und mich ob wir nichts mehr auf lager hätten...
wie soll ich dann deine rechtschreibkritik verstehen...?egal es lohnt nicht mehr.nur soviel: in zukunft bitte beim ursprünglichen thema bleiben und
die von anderen geforderte sachlichkeit selbst beherzigen.schade das irene so selten schreibt, ihr letzter beitrag ist ein postives beispiel.
@dominic ich denke du hast hartwigs letzten beitrag gelesen und denkst
nochmal über das wort sticheln nach....
sollte das thema nun hier weiterverfolgt werden, so möchte ich euch nun alle bitten weiterhin eure meinung zu vertreten und provokationen, egal an
wen, zu unterlassen.
gruss michael _________________ Klar kann man ohne Lamas leben.Es macht nur keinen Spass. |
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Heike ModeratorIn
Anmeldungsdatum: 30.07.2003 Beiträge: 366 Wohnort: Kreis Höxter
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Verfasst am: 05.02.04, 08:58 Titel: Arbeitsaufwand |
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Hallo Irene,
zunächst auch von mir vielen Dank für Deinen Beitrag!
Du hast einen neuen, auch sehr wichtigen Aspekt aufgeführt, den täglichen Arbeitsaufwand.
Für uns fallen für die tägliche Versorgung unserer 30 Tiere täglich 2-3 Stunden "Arbeit" ( wir machen es ja gerne, es ist vorrangig natürlich unser Hobby) an. Das sind reine Versorgungstätigkeiten, füttern, misten, etc.
Hinzu kommen zusätzlich Reparaturarbeiten an Stall und Zäunen, Wasser fahren,Heuernte, Stroh einfahren etc. Das ergibt einen durchschnittlichen Aufwand im Monat von etwa 100 Stunden, mal mehr, mal weniger. Klar müßte man das, wenn schon, in die Wirtschaftlichkeit mit einkalkulieren, haben wir bei der Schafzucht aber auch nicht gemacht. Und deshalb auch immer nur kostendeckend, nie mit Gewinn gezüchtet.
Liebe Grüße von Heike |
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