Alpakas und Kinder

[Cristina]

Datum:19.12.02 23:09 Antworten Empfehlen

--------------------------------------------------------------------------------

Ich habe in der Vergangenheit beobachtet, dass Alpakas bei Kindern wesentlich ruhiger sind als bei Erwachsenen. In der Tat ist es ja so, dass viele Tiere mit Kindern anders umgehen als mit Erwachsenen, aber bei den Alpakas konnte ich beobachten, dass sie eine Art Schutz den Kindern gegenüber aufbauen.
(Beispiel: Zwei Alpakas kämpfen spielerisch, ein drittes Alpaka ist in der Nähe des Kindes, die beiden "Kämpfer" kommen dem Kind näher und das dritte Alpaka stellt sich direkt schützend vor das Kind und versucht die anderen beiden fernzuhalten)

Haben Alpakas eine ganz besondere Beziehung zu Kindern, oder bezieht sich dieses Verhalten nur auf das spezielle Kind?

Wie sind Eure Erfahrungen?

Gruß Crissi

[Conny]

Datum:20.12.02 09:38 Antworten Empfehlen (Info@Moonlight-Lamas.de)

--------------------------------------------------------------------------------

Hallo Christina,

dieses Verhalten ordne ich nicht speziell Alpakas zu.
Bei unseren Lamas sehe ich es auch. Sie sind dann nicht ruhiger, sie passen wirklich auf Kinder auf!
Wenn z. B. unsere Nichte (3 Jahre alt) kommt und die Kinderschar aus der Nachbarschaft dabei ist (auch so im Alter von 2 1/2 bis 4 Jahren), dann können sie in der Stutenherde stehen und dort kleingeschnittenen Karotten verteilen. Es ist eine Gruppe von über 10 Lamas und dann gibt es keine Rangelei um die besten Futterplätze (wie bei mir).
Sie passen auf alle Kinder auf, auch auf die, die sie nicht kennen.

Liebe Grüße

conny

[Heike]

Datum:20.12.02 09:52 Antworten Empfehlen (Info@Handicapped-Erlebnisurlaub.de)

--------------------------------------------------------------------------------

Hallo Cristina,
wir setzen unsere Lamas in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen ein. Wenngleich ich hier auf gar keinen Fall sagen möchte, dass geistig behinderte Erwachsene wie Kinder sind, gibt es doch Parallelen in bestimmten Verhaltensweisen. Die Unbefangenheit, die Kinder im Umgang mit Tieren zeigen ,( sofern sie noch keine schlechte Erfahrungen mit Tieren gemacht haben!!), zeigt auch dieser Personenkreis. Auch wir haben den Eindruck, dass unsere Lamas umso vorsichtiger mit diesen Menschen umgehen, je "schutzbedürftiger" sie wirken!
Viele Grüsse, Heike

[Noriko]

Datum:20.12.02 11:43 Antworten Empfehlen (inge.alpakas@arcor.de)

--------------------------------------------------------------------------------

Hallo Cristina,
ähnliches habe ich auch beobachtet:
Auf einigen internationalen Veranstaltungen des Vereins für Züchter, Halter und Freunde von Neuweltkameliden. Dort führten auch Kinder ihre Alpakas und Lamas über den Hindernisparcours. Es war wunderschön zu sehen, wie aufmerksam die Tiere ihren kleinen Menschen folgten.
Als ich meine beiden Alpakahengste neu hatte und mit ihnen trainierte, half mir der damals siebenjährige Sohn eines Freundes. Das Erstaunlichste war, dass er nach kurzer Zeit „seinen“ Hengst nach kurzer Zeit mitten! auf der Wiese halftern konnte.

„Alpacas just a miracle!“
in diesem Sinne

Noriko

[Rappi]

Datum:22.12.02 20:08 Antworten Empfehlen (lamawanderland@telering.at)

--------------------------------------------------------------------------------

Llameros,

Lamas und Alpakas wurden seit nunmehr 500 Jahren kaum auf irgendwelche Leistungsmerkmale (Fleisch, Milch, Zugkraft, Sprungvermögen, etc.) hochgezüchtet, wie alle anderen uns bekannten Haustiere. Vielleicht ergibt sich dadurch eine dem Lebewesen ursprünglich anhaftende Eigenschaft im Umgang mit kleineren Wesen. Diese Tiere passen ja auch in der Herde auf ihre mitlaufenden Fohlen ganz anders auf als auf gleich große Tiere. Vielleicht sind es nur die hochgezüchteten, überzüchteten Lebewesen, die nicht auf ihre Kinder achten! In diese Kategorie fällt dann leider vermehrt auch der Mensch, und deshalb fällt uns dieses eigenartige Verhalten bei den Neuweltkameliden eben besonders auf. Diese Tiere spüren was wir von ihnen wollen, was wir mit ihnen vorhaben. Wenn wir Erwachsenen sie nur halftern, um ihnen die Nägel zu schneiden, um sie in Hänger zu verladen, um ihnen irgendetwas ins Maul zu stecken (Entwurmung), sie zu scheren usw., dann werden sie mit dem Halftern keine Freude haben. Kinder halftern Lamas oder Alpakas in erster Linie, um mit ihnen Spaß zu haben. Vielleicht macht das den Unterschied.
Lamas und Alpakas gelten oft noch als Exoten, vielleicht brauchen wir für uns "exotisch" scheinende Methoden, um mit ihnen noch besser zurechtzukommen.
Viel hat sich in dieser Szene in den letzten zehn Jahren in Europa bewegt, wenn wir so weitermachen, bin ich sicher, daß wir in einem weiteren Jahrzehnt unsere Tiere noch wesentlich besser verstehen werden.

Vü Glick im Stoi und übaroi

wünscht

Rappi

[Kraft_von_Wedel]

Datum:29.12.02 01:52 Antworten Empfehlen (magicland_alpacas@yahoo.com)

--------------------------------------------------------------------------------

Hallo Gerhard,

wieder einmal eine interessante These von Dir, Rappi.

Leuchtet mir allerdings nicht ein, daß Lamas und Alpakas deswegen so gern Kontakt zu Kindern haben, weil sie, wie Du schreibst, "seit nunmehr 500 Jahren kaum auf irgendwelche Leistungsmerkmale gezüchtet worden sind."

Erstens entspricht dass meiner Ansicht nach nicht den Tatsachsen, denn Lamas wurden auch nach dem Überfall der spanischen Eroberer vor gut 500 Jahren zu Lastzwecken und zum Teil auch zur Woll- und Fleischproduktion genutzt und dementsprechend gezüchtet (man denke nur an die bolivianischen Zuchtanstrengungen, feine Wolle auf das Lama zu züchten bzw. die Grannenhaare zurückzudrängen), ebenfalls wurden Alpakas auch in den vergangenen 500 Jahren zum Teil recht intensiv für ihre feines Edelhaar gezüchtet. Das ist doch allseits bekannt. Man denke nur an die Riesenanstrengung der peruanischen Alpaka-Züchter, weiße Alpakas zu züchten. Da die Gene von weißer Alpakafaser rezessiv sind, ist es in meinen Augen eine Glanzleistung, in wenigen Jahrzehnten die peruanische Nationalherde zu einer beinahe rein weißen zu machen.

(Leider sind ja dadurch die Farben ja seltener geworden bzw. bei die farbigen Suris vom Aussterben bedroht; aber das ist hier nicht das Thema.)

Und zweitens halte ich Deinen Erklärungsversuch für nicht plausibel, denn wenn der Grund für den besonders liebevollen Umgang von Lamas und Alpakas mit Kindern sein sollte, daß sie nicht hochgezüchtet sind, dann müßten weniger zahme Tiere, also Vicunyas oder Guanaco, ja noch mehr daran interessiert sein, mit Menschen-Kindern zusammen zu sein. Und intensiver gezüchtete Tiere müßten danach weniger Interesse an Kindern haben.

Dies ist sicherlich nicht der Fall.

Ich denke das Phänomen entspricht ihrem liebevollen und sanftmütigen Wesen, und das ist denke ich zu komplex, als das man es in monokausalen Zusammenhängen erklären kann.

herzl. Grüße aus Sachsen,

Hartwig Kraft-von Wedel
Zauberland Alpakas
www.alpacas.de

[Rappi]

Datum: 29.12.02 08:50 Antworten Empfehlen (lamawanderland@telering.at)

--------------------------------------------------------------------------------

Servus Hartwig,

Allen meinen Überlegungen habe ich ein "vielleicht" vorangestellt.
Das mit dem hochgezüchtet sehe ich im Vergleich mit den bei uns heimischen Haus- und Freizeittieren. Diesen gegenüber sind vor allem Lamas in Südamerika eben auch auf den sanftmütigen Umgang mit Menschen selektiert worden. Die tägliche Arbeit mit den Tieren obliegt dort häufig den Kindern.
Zum zweiten kann ich sagen, daß Guanako-Lama-Kreuzungstiere oft als besonders lieb zu Kindern geschildert werden. Bei Vikunjas gibt es ja keine Vergleichsmöglichkeiten.
Aber wie schon eingangs erwähnt, ist das ja nur meine Theorie, und die basiert ja nur auf einer zehnjährigen Erfahrung und intensivem Umgang mit den Tieren im Zusammenhang mit vielen Kindern.
Ich kann mirŽs halt so erklären.

Alles Gute im Neuen Jahr
allen LeserInnen dieses interessanten Forums
sowie
Vü Glick im Stoi und übaroi

wünscht

Rappi

[Heike]

Hallo zusammen,
nun sind unsere Lamas seit über einem Jahr regelmäßig mit behinderten Menschen zusammen. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass sich ihr fürsorgliches Wesen nicht speziell auf Kinder beschränkt, sondern sehr viel mit der Körpergröße an sich zu tun hat.
Viele behinderte Menschen sind für ihr (erwachsenes) Alter sehr klein, was zum Teil mit den vorliegenden Behinderungen im Zusammenhang steht. Wenn sie stehen, muß das Lamas sich herabbeugen und der Mensch befindet sich nicht auf oder über der Augenhöhe der Tiere, das scheint eine wichtige Rolle zu spielen!
Je "kleiner" das Gegenüber, desto umsichtiger, neugieriger und unbefangener gehen unsere Lamas mit ihnen um, völlig unabhängig vom Alter, das können auch sehr alte Menschen sein!

Liebe Grüße, Heike