Ausbildungsstart im frühen Alter - Gradwanderung?

[Suedpolfee]

Hallo,

unsere Fohlen sind jetzt einige Wochen/Monate alt und gem. dem Buch von Marty und dem Rat einiger Züchter würde ich gerne mit der Ausbildung starten - möchte nicht bis zum 6. Monat warten.

Wie Marty in ihrem Buch auch schreibt, soll man ja z.T. schon nach einigen Wochen anfangen.

Jetzt frage ich mich nur, wie man die Gradwanderung zwischen Training und Fehlprägung am besten hinbekommt. Ich würde gerne im jungen Alter mit Halfter, aber vor allem mit Fuß- und Kopftraining anfangen. Gerade letzte führen dazu, dass ich das Tier an sensiblen Stellen anfassen und z.B. bei den Beinen langsam entlang streichen muss.
Würde das natürlich nur einige Minuten am Tag/Woche machen, jedoch bin ich etwas schissig, was die Prägung anbelangt.

Wie sind eure Erfahrungen bei frühen Start? Wann und wie merkt man, ob man die Grenze überschritten hat und gibt es dann noch einen Weg zurück?

Würde ich über Erfahrungen freuen bevor ich anfange....

Gruß
Heike

[ariel]

ich fang am 1. tag an leg das halfter an fuer 1 oder 2 sekunden und tu das jeden tag. nach 2 woche gehen sie mit halfter undleine mit mir fuer kurzen spaziergang. fang das spaziergehen bald an oder d hast probleme damit.

das hab ich von meinem llama daddy gelernt der 50 llamas hat!
ursula

[Suedpolfee]

Hallo,
und wie machst du es mit den Beinen? Stil halten tuen sie ja freiwillig nicht...

Heike

[ariel]

die beine beruehre ich jeden tag wichtig! oder wenn ich dran denke.
aber gehe mit ihnen an leine so oft wie moeglich. ich hatte 2 die waren unmoeglich. mein mann hat die beide an den truck gebunden und durch die weide gefahren,jeden tag fuer eine hale stunde, fuer monate. am ende gingen die gut aber es hat ewig gedauert. und du kannst die nicht verkaufen bis die einige manieren haben
ursula

[Suedpolfee]

Berührst du nur die Beine oder versuchst du auch anzuheben?
Heike

[ariel]

hallo heike
ich fang an und beruehre die beine wenn die das akzeptieren hebe ich die kleinen hufe(?). auch am ganzen koerper stricheln bei maedchen am euter. sprichst du englisch? dann werd ich dir was schicken oder du kanst die leute von shangrilallamas anschreiben. ich schick dir email addresse
ursula

[INTI]

Hallo Heike!
Ich muß Ursula hier mal widersprechen. Die Tiere, die ich kennen gelernt habe, die von ihren Besitzern schon von Fohlen an mit spazierengeführt werden, sind leider fehlgeprägte Tiere. Bei einem hat das Geben von einer Flasche Milch am Tag der Geburt bereits zur Fehlprägung geführt. Genauso gibt es andere Beispiele, wo Fohlen komplett mit Flasche großgezogen wurden und nicht fehlgeprägt sind.
Sehr aufmüpfige und neugierige Fohlen scheinen eher den Menschen als Artgenossen sehen zu wollen, als schüchterne Crias, aber eine Garantie gibt es sicher nicht. Und bei dem einen Tier hat die Fehlprägung schlimmere Auswirkungen als bei einem anderen.
Du hast im Titel eigentlich schon sehr schön beschrieben, wie es ist: Eine Gadwanderung.
Eine Prägung ist nämlich eine Prägung und das für den Rest des Lebens.
Da gibt es kein Zurück mehr. Das, was Ursula macht, ist Gewöhnung, keine Prägung, nur wer sich da mit dem Unterschied nicht 100 % auskennt., der sollte vorsichtshalber nicht experimentieren, dem Tier zuliebe.
Sicher kann man mal die Füße anfassen und sich die Zähne zeigen lassen, auch mal ein Halfter draufsetzen, aber nur für ganz kurz und sonstige Körperkontakte tunlichst vermeiden. An und für sich haben die kleinen Racker in den ersten Monaten ihres Lebens genug zu lernen, was es heißt ein Lama / Alpaka zu sein, wer dazu gehört und wer nicht.
Man muß sich halt immer im Klaren darüber sein, so etwas wie "ein wenig fehlgeprägt" gibt es nicht.
Untersuchungen zum Thema Prägung verdanken wir hauptsächlich Konrad Lorenz, (der seine Versuchsgans Martina nannte, was uns damals nicht davon abhielt unseren Ganter Konrad zu nennen...)
Ein Küken z. b. prägt sich auf das, was es als erstes sieht oder hört, wenn es schlüpft. Das kann die Gans, ein Mensch oder ein ferngesteueretes Auto sein. Aber was es auch ist, es ist niemals rückgängig zu machen! Deswegen heißt es Prägung. Alles andere wäre ja nur Gewöhnung/Erziehung/etc.

Herzliche Grüße Martina

[Suedpolfee]

Hallo,
wie es auch immer konkret heißen mag....
Ich sehe es allerdings zum Grunde ähnlich wie Marty in ihrem Buch, die auch früh anfängt, ebenso eine bekannte Züchterin aus München und ich behaupte, dass es keine fehlgeprägten Tiere sind. Beide fangen nach eigener Aussage früh mit den Grundübungen. Es geht nicht um Knuddeln etc, da sind wir uns glaub ich alle einig.

Wie heißt es so schön: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Ich frage mich immer, wie einige Züchter super ausgebildete junge Tiere ohne Fehlprägung verkaufen und auf Nachfrage heißt es immer - früh beginnen. Also ist doch sicherlich frühes Training nicht verkehrt, wird z.B. bei Pferden nach meiner Kenntnis auch so gemacht und da gibt es auch Fehlprägungen (hab ich mir sagen lassen....)

Also muss doch irgendwo der Dreh sein, den Spagat zwischen Training/ Ausbildung und Fehlprägung gut hinzubekommen. Nur wie?....

Heike

[Susi G.]

Das würde mich jetzt auch mal interessieren!
Warum sind denn ausgerechnet Kameliden so empfänglich für diese "Fehlprägung"?
Mit allen möglichen andren Tieren wird oft von Klein auf gearbeitet und geknuddelt, aber Lamas und Alpakas können zu "Monstern" werden, oder "Berserkern"...

[INTI]

Hallo Susi!
Lamas und Alpakas werden ja nicht wirklich zu "Monstern". Sie verhalten sich einfach ganz normal, wie es sich für Lamas und Alpakas gehört. Stuten fechten immer untereinander eine Herdenhierachie aus. Ab und an gibt es da Führungswechsel, wenn grad eine meint, sie sei nun größer, stärker oder Ähnliches. Oder manchmal reicht es auch, wenn die bisherige Herdenchefin ein Fohlen hat, dann zieht sie sich vielleicht ein wenig zurück und läßt andere die "Oberamazone" spielen. Wer da jedenfalls weit oben steht in der Hierachie, der hat das Recht, dass die anderen ihr ausweichen müssen, wenn die das nicht akzeptieren wird mit Drohen, Spucken, Treten etc. klar gemacht, wer Chefin ist.
Bei Stuten, die im Menschen einen Artgenossen sehen, machen sie eben dieses natürliche Verhalten auch mit dem Menschen aus.
Bei Hengsten ist es für den Menschen, der in den Augen des Lamas oder Alpakas ein Artgenosse ist, noch schlimmer: Da wird der "Rivale" verjagt, wenn er nicht schnell genug und weit genug abhaut bekämpft bis auf's Blut, weil der Hengst ja glaubt, wer nicht abhaut, vordert ihn heraus.
Oder der Hengst versucht Stuten herunterzudrücken, weil er sie decken möchte: Reiner Liebesrausch - für Menschen nicht ungefährlich.
Nur Tiere, die im Menschen einen Menschen sehen, verwechseln da nix und sind "klar" im Kopf.
Es gibt übrigens dieselbe Fehlprägung auch z. B. bei Schafsböcken, die können Menschen, die sie für andere Böcke halten, auch böse zurichten! Passiert auch oft bei Flaschenaufzucht von Lämmern.
Und ein Hühnerküken, das einer Hupe hinterherrennt ist auch nicht ganz dicht in der Birne, aber im normalen Hühnerverhalten halt nicht so gefährlich für den Menschen.
Die Empfänglichkeit für Fehlprägungen gibts überall, nur die Auswirkungen liegen jeweils im normalen Verhalten der jeweiligen Tierart begründet.
Und zum Thema Knuddeln: Viele Tierarten betreiben gegenseitige Fellpflege, da werden auch die Babys trocken geleckt, etc. Das gibt es bei Neuweltkameliden nicht, weil sie eine zu kurze Zunge haben. Also, so könnte man vermuten, kommt ihnen vielleicht Geknuddel so vor wie Gedränge in der Herde?
Wer weiß?
An Stellen wie auf dem Rücken schubbern, wo sie sich ja auch gerne Wälzen, dass finden einige wieder ganz klasse...
Grüße Martina

[Susi G.]

Ja, das kann schon ne Erklärung sein mit dem Trockenlecken! Du hast recht, diese "Fehlprägung" gibts schon öfters, nur bei kleineren Tieren ists nicht so tragisch oder sogar gewollt, z.B. Entenküken oä.

Vielleicht sind ja dann Stuten, die oft spucken auch fehrlgeprägt, aber das ist halt dann nicht so gefährlich, ausser, ihr Hengstfohlen lernt was draus..

Aber so wie ich das verstehe, kann man aus enm Lama/Alpaka weder mit Gewissheit einen Berserker "machen" noch dies verhindern, da kommts wohl noch sehr auf den individuellen Charakter des Tieres an.

V.a als Anfänger hat man da ja Panik, durch zuviel Kontakt irgendwas unwiederruflich kaputt zu machen, obwohl man schon irgendwie das efühl hat, es wäre sinnvoller. sich möglichst früh mit den Tieren zu beschäftigen um sie an viele Situationen noch "spielerisch" zu gewöhnen, z.B. das Nägelschneiden!

Das machen unsre Jungen schon ganz gut, nur unser "alter" Sam (ca. 6J), eine Riesen-Lama-Brocken, den wir vor ca. 3 Monaten bekomen haben, der zickt da ziemlich rum , ist wohl nicht allzu oft mit ihm gemacht worden, und was Hänschen nicht gelernt hat...

[ariel]

susanne
fang bei dem brocken mal an mit klicker training. hoert sich a wie wenn der das braucht.
ursula

[Michael]

Hallo Susanne,
was Hänschen nicht lernt....lernt es als Hans auch noch .
Ursulas Tipp ist da schon richtig.Bei älteren Tieren kann es manchmal länger dauern, vor allem wenn sie vorher anders ausgebildet wurden,aber lernen können sie bis ins hohe Alter.

Viele Grüsse Michael