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Heike ModeratorIn
Anmeldungsdatum: 30.07.2003 Beiträge: 366 Wohnort: Kreis Höxter
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Verfasst am: 01.04.08, 06:48 Titel: Therapietiere und Tiergestützte Angebote? |
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Liebe Forumsbesucher,
häufig erreichen mich per Mail oder PN Anfragen von Züchtern oder Haltern dazu, wie man Interessenten das richtige „Therapietier“ für die tiergestützte Therapie verkaufen kann und worauf man da achten sollte. Die zweite häufige Frage von Betroffenen oder Therapiesuchenden ist, wie sie ein gutes tiergestütztes therapeutisches Angebot erkennen können.
Ich möchte hier im Forum deswegen mal etwas dazu schreiben. Zunächst zum Thema „Therapietier“.
Das Wichtigste ist: Keineswegs sind es vorrangig und allein die Tiere, die therapieren, sondern es sind qualifizierte Pädagogen und Therapeuten, die Tiere – egal welcher Art- in ihre ganz normale pädagogische und therapeutische Arbeit einbauen.
Insofern ist der Begriff „Therapietier“ auch irreführend, wir Pädagogen und Therapeuten bevorzugen den Ausdruck „Therapiebegleittier“.
Durch die Vielfalt von möglichen Behinderungen, psychischen Erkrankungen, physischen Beeinträchtigungen, Traumatisierungen, Phobien usw. bei therapiebedürftigen Menschen lässt sich im Hinblick auf die dabei eingesetzten Neuweltkameliden aus unserer fachlichen Sicht besonders Eins sagen: Es gibt nicht DAS Therapiebegleittier. Nach über 15-jähriger Arbeit mit Lamas und Alpakas im pädagogisch/therapeutischen Bereich beziehen wir hier eine ganz klare Haltung:
Die Anforderungen, die an Lamas und Alpakas gestellt werden müssen, lassen sich keineswegs verallgemeinern, sondern müssen in jedem beruflichen Kontext der jeweiligen Pädagogen/Therapeuten individuell formuliert werden.
Selbstverständlich müssen alle NWK, die therapeutisch eingesetzt werden, gesund sein und dürfen besonders keine Fehlprägung vorweisen. Darüber hinaus gilt jedoch: welches Tier mit welchen Charaktereigenschaften ein passendes Therapiebegleittier ist, kann sehr unterschiedlich sein und ist abhängig von der konzeptionellen Arbeit des Pädagogen/Therapeuten. Dies kann auch nur der Fachmann (Pädagoge/Therapeut) beurteilen und kein Züchter sollte sich den Druck auferlegen, „Therapietiere“ verkaufen zu wollen. Wie soll ein Züchter ohne pädagogische/therapeutische Ausbildung wissen, welche Tiere genau gebraucht werden? Das kann er nicht und wir Pädagogen erwarten das auch nicht.
Beispiele:
In der Arbeit mit schwerstbehinderten Menschen, die selbst keinen Parcours gehen können, muss auch das begleitende Lama/Alpaka dies nicht zwingend können.
In der Arbeit von Arbeitspädagogen, die die Ausbildung der Tiere mit in ihr Konzept eingebaut haben, sind auch völlig unausgebildete NWK wertvolle Therapiebegleittiere.
In der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen hilft ein sanftmütiges Tier, das sich widerspruchslos überall anfassen lässt, nicht unbedingt weiter, hier werden durchaus Tiere benötigt, die klare Grenzen zeigen.
Wenn Pädagogen/Therapeuten ausschließlich an ihrem Hof arbeiten, müssen die Tiere nicht zwingend in Gebäude gehen können oder wollen.
Zur Frage, wie man ein gutes therapeutisches Angebot findet:
Im Zeitalter des Internets beginnt die Suche nach Tiergestützten Angeboten meistens dort. Jeder Pädagoge/Therapeut wird Wert darauf legen, auf seiner Internetseite seine berufliche Qualifikation offen zu legen. Hierbei muss es sich um eine Qualifikation (Studium, pädagogische/pflegerische Ausbildung) mit staatlicher Anerkennung handeln, denn nur solche Personen werden von ISAAT (International Society für Animal Assisted Therapy) im Bereich der Tiergestützten Therapie anerkannt.
Hierauf sollten Suchende vorrangig achten, wenn sie ein Tiergestütztes Therapeutisches Angebot suchen. Kein seriöser Pädagoge/Therapeut wird sein Angebot primär mit den vorhandenen Tieren bewerben und seine berufliche Qualifikation verschweigen, denn er weiß natürlich, dass die Tiere seine fachliche Arbeit lediglich begleiten und nicht an erster Stelle stehen.
Wenn Interessenten Kontakt zu Anbietern aufnehmen, sollten sie in jedem Fall die berufliche Qualifikation genau erfragen, falls diese nicht im Internet steht oder der Anbieter keine Internetseite hat. Sie sollten auch nach Zusatzqualifikationen im Bereich Tiergestützte Pädagogik und Therapie fragen.
Welche Zusatzqualifikationen mittlerweile angeboten werden, kann man unter www.tiergestuetzte-therapie.de unter „Weiterbildung“ nachlesen.
Den Besuch einzelner Tagesveranstaltungen halten wir in Fachkreisen hier besonders dann nicht für ausreichend, wenn keine entsprechende berufliche Grundqualifikation vorliegt.
Ich hoffe, diese Ausführungen konnten etwas Licht ins Dunkle bringen.
Gruß von Heike |
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Uwe Mega Stammgast
Anmeldungsdatum: 13.01.2004 Beiträge: 295 Wohnort: 08328
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Verfasst am: 01.04.08, 07:53 Titel: |
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Hallo Heike,
das war mit Abstand der beste Beitrag hier im Stall seit
langer Zeit!
Danke
Viele Grüße
Uwe |
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Maracay Neuer Besucher
Anmeldungsdatum: 03.02.2006 Beiträge: 11 Wohnort: Hannover
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Verfasst am: 01.04.08, 08:29 Titel: |
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Hallo Heike,
danke für diesen Beitrag er mir viele Fragen beantwortet die ich mir schon öfter gestellt habe.
Viele Grüße
Steffi
www.wedemark-lamas.de |
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EvchenD Mega Stammgast
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 597 Wohnort: Insel Sylt
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Verfasst am: 08.04.08, 20:01 Titel: |
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Moin Heike,
Dein Beitrag ist wirklich sehr gut!
Danke, Eva _________________ www.Sylt-Lamas.de
Die nördlichsten Lamas Deutschlands.... |
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Lois Mega Stammgast
Anmeldungsdatum: 02.04.2004 Beiträge: 83 Wohnort: 6551 Pians 84
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Verfasst am: 08.04.08, 20:54 Titel: |
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Hallo Heike!
Danke, dass du als Fachfrau diesen Beitrag geschrieben hast.
Auch wir sind mit unseren Alpakas unterwegs.
Wir waren im Altersheim, in Kindergärten und in den Schulen unserer Nachbargemeinden.
Allen machte es eine große Freude.
Auch" Behinderte" haben mit unseren Alpis ihre Freude. Wir gehen mit ihnen ein Runde im Kinderspielplatz.
Wir wissen welches Alpi wir wem anvertrauen können (auch mit zwei Leinen wenn es sein muss) aber ich würde mich nicht getrauen unsere Tiere als" Therapietiete" zu bezeichnen.
Meine persönliche Meinung:
In diesem Bereich wird viel "Schmäfu"( ein tiroler Ausdruck) verbreitet. _________________ Grüße aus Tirol
Lois und Agnes
www.kolpehof.at
www.tirolerlama.at |
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