Kastration - ja oder nein ?

[Joslin]

Hallo,

persönlich bin ich ja eigentlich kein Freund von gesundheitlich nicht notwendigen OPs und sogar im Tierschutzgesetzt ist es inzwischen verankert das man das nur noch mit "besonderen" Gründen darf, deshalb würde mich einfach mal interessieren wie genau sich das mit der Kastration von Llamahengsten verhält !!

Wird es gemacht um den Umgang zu erleichtern, verändert sich der Charakter irgendwie, gibt es weniger / keine Probleme mehr mit anderen Hengsten / Kastraten oder soll es nur Nachwuchs verhindern ?

Ich denke eben wenn sich jemand zb einen 1jährigen Hengst vom Züchter holt, muss er ja sowieso noch 2 oder mehr Jahre warten bis der Hengst sein "Kastrationsalter" erreicht hat und bis dahin müsste er ja auch so mit dem Tier zurecht kommen.

Wenn ich jetzt also 2 Hengst hätte die sich verstehen und weit und breit keine Llamadamen wären, könnte ich dann nicht aufs Kastrieren verzichten ? (Ach ja, ich hab absolut keine Zuchtpläne !! Nicht falsch verstehen )

grüßle
Joslin

[INTI]

Hallo Joslin!
Stephanie Nickolmann, Tierärztin, hat sich im Rahmen ihres Studiums intensiv mit diesem Thema beschäftigt und einen Artikel über ihre Untersuchungsergebnisse in der Vereinszeitschrift LAMAS Sommer 1999 veröffentlicht. Falls Du die Zeitschrift nicht hast, kann sie beim NWK-Verein nachbestellt werden. Wenn Dich nur dieser eine Artikel interessiert, kann ich ihn Dir auch kopieren und zufaxen, wenn Du mir Deine FAX-Nr. mitteilst (vielleicht als PN oder über email direkt an: IAlpaka@aol.com).
Grüße Martina

[Joslin]

ein fax habe ich leider nicht

könntest du vielleicht eine kurzfassung schreiben ? ob es jetzt notwendig ist oder nicht und wenn ja, warum hauptsächlich ?

grüßle
Joslin

[INTI]

Hallo Joslin!
Also im Wesentlichen:
Hormonelle Veränderungen bei Junghengsten führen zu:
- ehemalige Spielkameraden werden zu Rivalen, da jeder Hengst bestrebt ist eine eigene Herde anzuführen
- Streitigkeiten untereinander nehmen zu
- durch die nunmehr wachsenden Hengstzähne nimmt die Gefahr von teilweise schweren Bißverletzungen an Hals, Genitalien, Ohren und Beinen zu
Es wurden zwei Hengstgruppen kastriert, eine mit geschlechtsreifen Tieren, dei auch schon Decken durften und eine mit Junghengsten, die bis dahin noch kein Deckverhalten zeigten. die Tiere wurden auf ihr Verhalten hin beobachtet, regelmäßig gewogen, gemessen und auf ihren Hormonspiegel untersucht, auch Wollproben wurden entnommen.
Ergebnisse nach der Kastration:
- in beiden Gruppen wurde eine geringere Gewichtszunahme als vor der Kastration festgestellt, die "Alt"-hengste nahmen bei gleichbleibender Fütterung sogar ab
- ein besonderes Größenwachstum konnte nicht festgestellt werden (das Mindestalter der kastrierten Junghengste war 12 Monate, sie sollten mindestens zwei Drittel ihres Endmaßes ereicht haben)
- im Verhalten gab es einige individuelle Unterschiede
- Althengste hielten vor der Kastration einen deutlich höheren sozialen Abstand voneinander als danach, bei den Junghengsten war der individuelle Abstand voneinander vor der KastrAation bereits geringer, nahm danach aber ebenfalls noch ab
- Auseinandersetzungen innerhalb der Herde, die länger als eine Minute dauerten nahmen deutlich zu!
- die Kämpfe dauerten zwar länger, watren aber in ihrer Vehemenz, Gefährlichkeit und Ernsthaftigkeit deutlich schwächer
- spielerische Interaktionen nahmen deutlich zu, in beiden Gruppen
Ergebnisse:
- die Verhaltensänderungen nach der Kastration waren unabhängig vom Alter der Tiere
- die Tiere sind nach der Kastration leichter zu halten und angenehmer im Umgang
- das Dominanzverhalten wird abgelegt

Soviel zu dem Artikel, er ist viel ausführlicher und ich hoffe ich hab ihn im Groben korrekt zusammengefaßt. Wenn Du noch mehr wissen willst, dann wende Dich doch direkt an die Stephanie Nickolmann.
Grüße Martina

[Joslin]

vielen dank

also kann man schon sagen das es sehr gute gründe gibt hengste zu kastrieren !! gibt ja ein paar tierarten bei denen sich sogut wie nichts am verhalten ändert und sie eben nur zeugungsunfähig werden.

ach ja, nochwas du hast jetzt von kastrationen im alter ab 12 monaten geschrieben, aber wann fängt denn dieses hengstige verhalten richtig an ? weil ich eben schon gelesen habe das man sie erst so ab 3 jahren kastrieren soll.

grüßle
Joslin

[INTI]

Hallo Joslin!
Also ich hab da selber kaum Erfahrung mit kastrierten Tieren. Ich kann dir immer nur erzählen, was ich so gehört habe. Vielleicht gibt es hier ja auch noch andere Erfahrungen von anderen Usern. Aber im oben genannten Bericht steht, dass es im Verhalten keine Unterschiede zwischen kastrierten Alt- oder Junghengsten gab. Von einer anderen Tierärztin habe ich gehört, dass die Tiere möglichst früh, ab 15 Monate, gelegt werden sollten, um dieses Hengstgebaren gar nicht erst entstehen zu lassen.
Es gibt Tiere, die wissen mit zwei Jahren noch nichts mit einer Stute anzufangen, und dann hört man immer wieder auch von "Weideunfällen", wo so kleine Racker von knapp einem Jahr sich schon erfolgreich auf irgendwelchen Stuten verewigt haben. Es ist wohl individuell verschieden, ist ja beim Menschen auch nicht anders. Der Übergang von Rangeleien zu ernsthaften Rangkämpfen ist wohl auch eher fließend. Kann aber dann plötzlich, wenn es ernst geworden ist, zu bösen Überraschungen führen.
Wir haben zwei Wallache, die beide prima miteinander auskommen. Unser Raoul ist relativ spät kastriert und meint nun "seine" Stutenherde bewachen zu müssen. Ansonsten zeigt er kein Hengstverhalten mehr, bis auf das er eine einzige bestimmte Stute permanent decken will. Wir mußten sie jetzt trennen. Alle anderen Stuten wurden nur bewacht.
Das man die Tiere erst mit drei Jahren kastrieren soll hängt mit der Annahme zusammen, dass es sonst zu einem sogenannten "Eunuchenwachstum" kommen könnte. Durch die Ausschüttung bestimmter Hormone wird das Größenwachstum bei den Tieren gehemmt - sie sind dann ausgewachsen. Man befürchtet nun, dass die Tiere, wenn sie vor den Hormonumstellungen kastriert würden, immer weiter wachsen würden, sprich die Knochen zu lang werden würden. Die oben erwähnte Untersuchung hat ja aber bewiesen, dass das Größenwachstum völlig normal blieb. Gerade bei den Junghengsten. Also spricht nichts gegen eine frühe Kastrierung.
Grüße Martina

[ilse]

"der beste zeitpunkt für die kastration ist nach der geschlechtsreife bzw.dem vollständigen schluß der epiphysenfugen.damit wird ein eunuchenhafter riesenwuchs vermieden,der zwangsläufig orthopädische probleme zur folge hat(arthritis)."zitat von dr.gauly aus dem buch neuweltkameliden.
viele halter haben angst vor dem hengstigen verhalten ihrer tiere und kastieren zu früh.
die kastation ersetzt nicht die erziehung der junghengste.
als anfänger machten wir diesen fehler bei einer guanakomischung mit namen amadeus,damit er nicht wild wird.er ist jetzt 6 jahre alt und hat ein stockmaß von 127cm.

ilse

[romy]

Unser kleine Theo wurde auch mit ca.13 Monaten kastriert und alles klappt bestens.Er wächst nicht wie verrückt und ist super lieb.
Romy

[ilse]

wie alt ist der kleine theo jetzt?wie lange liegt die kastration zurück?

ilse

[EvchenD]

Moin, Moin!

Einem meiner jetztigen Wallache habe ich mit neun Monaten (aus damaliger Unwissenheit) kastrieren lassen. Nun hat er ein Stockmaß von 118/120 cm, allerdings sind seine Geschwister alle recht groß (Classic), so dass ich meine, dass es garantiert nicht von der Kastration kommt. Mittlerweile ist er 3 1/4 Jahre alt und absolut fit.

Viele Grüße von Sylt,

Eva

[romy]

Hallo Ilse ,
der Theo ist jetzt ca 17 monate und die kastration war im juni.warum fragst du?
Romy